Beschlusslage



Würzburg, 9. Juli 2022

Queeres Land in Sicht?

Gültigkeit: 5 Jahre

Der Freistaat Bayern wird neben den vielen Metropolregionen vor allem von den ländlichen Räumen geprägt. Doch insbesondere der ländliche Raum gilt für viele insbesondere junge Mitglieder der LGBTQIA*-Community nach wie vor nicht als „Safe Space“. Auffallend viele Menschen tragen ihre innere Freiheit nicht nach außen, um nicht zum Gesprächsthema zu werden, weshalb sie sich in der Auslebung ihrer sexuellen Identität bzw. Orientierung einschränken. Vor allem junge queere Menschen sehnen sich nach dem verheißungsvollen Leben in den Städten, wo sie sich mehr Anonymität, Akzeptanz und bessere Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen sexuellen Identität versprechen.

Die Jungen Liberalen Unterfranken fordern daher:

1. Mehr Sichtbarkeit für LGBTQIA*

  • Die Lebensrealitäten und Probleme queerer Menschen dürfen nicht mehr länger nur ein Randthema sein! Wir fordern daher die Einführung eines Queer-Beauftragten beim bayerischen StMAS nach dem Vorbild des Queer-Beauftragten der Bundesregierung. Dieser soll seine exponierte Stellung in der Öffentlichkeit nutzen, um auf die Lebensrealität queerer Menschen in den Städten und Landkreisen aufmerksam zu machen. Er soll zu Informations- und Diskussionsveranstaltungen laden, um den Diskurs konstruktiv voranzubringen. Er soll der queeren Community auch als Sprachrohr dienen. Mit „Diversity-Botschaftern“ wollen wir in den ländlichen Räumen auf die Situation von Minderheiten und marginalisierten Gruppen wie u.a. der LGBTQIA*- Community aufmerksam machen. Wir wollen dadurch für mehr Verständnis und Sichtbarkeit in der Bevölkerung werben und auf diese Weise das Gefühl von Zusammengehörigkeit aller Menschen aufkommen lassen. Stände auf Stadt- und Dorffesten sind hierfür besonders geeignet. Auch kleine Gesten können bereits für mehr Sichtbarkeit sorgen. Wir empfehlen den Gemeinde-, Kreis- und Bezirksräten daher insbesondere im sogenannten „Pride- Month“ Juni die Beflaggung von Regierungs- und Verwaltungsgebäuden mit Regenbogen-Fahnen.
  • In den bayerischen Schulen werden Themen, die LGBTQIA* betreffen, zu wenig behandelt. Wir setzen uns daher dafür ein, dass sowohl im Sexualkundeunterricht wie auch im Regelunterricht zukünftigt auch die Lebensrealität queerer Menschen einbezogen wird. Nichtbefassung bzw. negativ konnotierte Bemerkungen sollen der Vergangenheit angehören. 

2. Mehr Beratungsangebote für queere Menschen 

Vor allem in den ländlichen Regionen mangelt es an Anlaufstellen für queere Menschen.
Insbesondere junge Menschen sind während des inneren Outings überfordert und sehnen sich nach Hilfestellung von Experten.

  • Wir wollen daher das mobile Beratungsangebot „Que(e)r durchs Land” ins Leben rufen. Über eine anonyme Chat-Funktion soll man sich zukünftig an geschultes Fachpersonal wenden können. Bei Bedarf soll auch eine persönliche Beratung bei den Betroffenen vor Ort z.B. in Rathäusern oder anderen ruhigen Orten ermöglicht werden. Der Freistaat soll sicherstellen, dass solche Beratungsangebote in allen kreisfreien Städten und Landkreisen angeboten werden können. Beim StMAS angestellte „Queer-Referenten“ sollen darüber hinaus auch Informations- und Diskussionsveranstaltungen organisieren, um in vielfältige Bevölkerungsschichten hineinwirken zu können.

3. Mehr Raum für die Community

Die urbanen Zentren können häufig breitgefächerte Anlaufstellen für die queere Community anbieten. Diese können neben Queer-Cafés auch Bars oder Community- bzw. Jugendtreffs sein. Der Freistaat muss zukünftig darauf hinwirken, dass entsprechende Strukturen auch in den ländlichen Räumen entstehen.

  • Wir wollen zivilgesellschaftliches Engagement zur Gründung queerer Communityzentren fördern und unterstützen. Wir regen die Kommunen dazu an geeignete Flächen zur Verfügung zu stellen und fordern den Freistaat auf entsprechende Fördermittel in den Landeshaushalt einzustellen.
  • Vor allem junge queere Menschen brauchen den Austausch mit anderen. Wir setzen uns daher insbesondere für die Gründung von queeren Jugendtreffs ein. Wir fordern die Öffnung bestehender Strukturen und Flächen für entsprechende Projekte. Wir wünschen uns auch finanzielle Unterstützung von den Kommunen und organisatorische sowie personelle Unterstützung durch die Kreisjugendringe. Wir begrüßen Modellprojekte wie „Queer-AGs“ an bayerischen Schulen und fordern die Einführung von Vertrauenslehrern an allen bayerischen Schulen. Diese regen wir an, interessierte Schüler bei der Gründung von solchen Arbeitsgruppen zu unterstützen. Der Freistaat soll solche Gründungen durch Fördermittel oder Wettbewerbe vorantreiben. Solche „Queer-AGs“ sollen so auch in die Schulgemeinschaften hineinwirken können. Wir wollen die Potentiale der Digitalisierung auch für die Vernetzung der bayerischen LGBTQIA*-Community nutzen. Hierfür soll das zivilgesellschaftliche Engagement aus der Community heraus genutzt werden, um z.B. bei „Hackathons“ die Einführung einer Community-App anzuregen. Entwickler sollen durch einen entsprechend dotierten Wettbewerb angeregt werden. Um die Effektivität dieser Maßnahmen prüfen und gegebenenfalls negativen Entwicklungen entgegenwirken zu können, fordern wir eine regelmäßige statistische Auswertung der Situation queerer Menschen in Bayern durch das Landesamt für Statistik.

KV Würzburg